Aktuelles
2. Mitgliederversammlung
Am 8. Mai 2024 fand die zweite Mitgliederversammlung im CaféLaden in Schwyz statt.
Über Maskerata
Der Freundeverein Maskerata setzt sich für die Bewahrung und das lebendige Tragen textiler Wachsmasken ein. Zudem bezweckt der Verein, die 430 Maskengipsformen der Steiger-Maskenformensammlung und deren europäische Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Spuren der Recherche führen nach Italien, Frankreich, Deutschland, USA und Mexiko.
Masken drücken
Verschiedene Stoffschichten werden mit einer Leimmischung auf eine Maskenform aus Gips gedrückt, nach dem Trocknen bemalt und anschliessend mit Wachs behandelt. Die feine Pariser-Wachslarve ist dünn, leicht und schmiegt sich dem Gesicht an.
Vorstand
Susan Steiger (ZH und SZ ), Präsidentin, Künstlerin und Maskendrückerin
Martin Brügger (SZ), Kassier, Schwyzer Nüssler
Josias Clavadetscher (SZ), Aktuar, Journalist Bote der Urschweiz
Efa Mühlethaler (ZH), Künstlerin
Martina Kälin-Gisler (SZ), Historikerin, Autorin von Schwyzer Heft «Sind so guet liebä Maschgrad»
Vanessà Heer (ZH), Künstlerin
Verena Steiger (SZ), Maskendrückerin
Statuten
Historisches
Der Weg der Steiger-Maskensammlung führt von Einsiedeln SZ (Dominik Kälin 1869–1908), nach St Gallen SG (Berta und Robert Schupp-Kromer 1908–1927), über Speicher AI (Rosa und Friedrich Müller-Diethelm 1927–1974) nach Gersau SZ (Spinnerei Camenzind 1974–1982) und schliesslich nach Steinen SZ (Thomas Steiger 1982–1992 und Verena Steiger 1982–2023).
Susan Steiger gründete 2023 in Zürich die Maskenfabrikat GmbH. Sie stellt heute die traditionellen Wachsmasken her.
Paris
Dominik Kälin reiste 1871 nach Paris und lernte dort die Herstellung textiler Wachsmasken kennen. Zur Bestätigung gibt es in den Archives de Paris gleich vier Einträge von Maskenfabrikationen, die ein identisches Sortiment wie jenes der Steiger-Maskensammlung im Angebot hatten. Im Moment besteht die Vermutung, dass der eingewanderte Italiener Marassi 1799 in Paris die erste grössere Maskenfabrik gründete.
Rue Saint-Denis ist bis heute eine Strasse im Rotlichtmillieu. Eine der Maskenfabriken befand sich in dieser Strasse. Hier kleideten sich die Menschen für die glamourösen Maskenbälle ein.
Maskenbälle
Ausgehend von Paris gab es ab dem 19. bis ca. Mitte des 20. Jahrhunderts in ganz Europa zahlreiche Maskenbälle. Die Maskenherstellung verbreitete sich von Paris nach Deutschland und in die Schweiz. Die Masken wurden zu Tausenden im Grosshandel (Bersinger, Franz Carl Weber, usw.) verkauft.
In Maskenkatalogen aus Deutschland fällt auf, dass die Bemalung der Maskengesichter sehr den heutigen aus der Schweiz ähnelt. Das Sortiment ist vielfältig: aus Italien historisch gewachsene Figuren, typische Gesichter aus der schweizerischen Heimat, der reiche Adel und schliesslich zur Kolonialzeit stereotypisierende Masken von Menschen aus fremden Ländern. Die Steiger-Maskensammlung könnte als Spiegel der gesellschaftlichen Vorstellung über das Fremde und über die romantisierte Heimat angesehen werden.
Seit den 1980er Jahren werden die textilen Wachsmasken von jenen mit Kunststoffanteilen verdrängt. Die Maskenball-Ära neigte sich dem Ende zu. Alle Maskenfabriken ausserhalb der Schweiz schlossen im 20. Jahrhundert ihre Türen. Einst ein grossindustrielles Produkt, ist die Maske heute ein handgefertigtes Relikt.
In der Schweiz wurde die textile Wachsmaske durch ein glückliches Zusammenspiel von Brauchtum und Handwerk gerettet.
Brauchtum
Das jährliche Blätzverbrennen in Schwyz rettete die textilen Wachsmasken vor dem europäischen Verschwinden. Denn nur Masken aus natürlichen Materialien können Teil des Fasnachtsfeuers sein. Heute beliefert Maskenfabrikat GmbH noch 16 verschiedene Brauchtümer aus sieben Kantonen. Die natürlichen Wachsmasken schmiegen sich durch die Körperwärme dem Gesicht an, werden weich, verformen, zerknittern und zerschmelzen schliesslich in den Flammen.
Diese kurze Lebensdauer ist zum Einen eine geschätzte Besonderheit und gleichzeitig der Grund, warum praktisch keine Dokumente oder Masken aufbewahrt wurden. Bislang gibt es kein Museum, kein zentrales Archiv und keine wissenschaftlichen Arbeiten explizit über die hiesigen textilen Wachsmasken.
Garantielabel
Maskerata hat 2024 ein Garantielabel für textile Wachsmasken eingeführt und verfolgt damit das Ziel, die historische und handwerkliche Besonderheit zu erhalten und bekannter zu machen.
Kontakt
Verein Maskerata
Bahnhofstrasse 8
6422 Steinen
vorstand@maskerata.org
Literatur & Medien
Buch MASKEN
Die reich bebilderte Trilogie dokumentiert Verena Steiger und ihre Maskensammlung sowie -herstellung.
Herausgeber: Heiri Scherer
Umfang: 3 Bücher in Schober (Formensammlung / Werkstatt und Atelier / Tragen und verbrennen)
ISBN 978-3-03810-375-2
Herausgegeben: 1.1.2019
Erhältlich bei: NZZ Libro
Buch Schwyzer Heft 116 «Sind so guet, liebä Maschgrad»
Autorin: Martina Kälin-Gisler
Umfang: 164 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
ISBN: 978-3-909102-78-5
Erhältlich bei: Kulturkommission, Schwyz
Film «Hinter den Masken: Zusammen wachsen»
Realisation: Flur203 (Céline Gretener, Nina Kovacs, Bianca Gadola)
Erhältlich bei: Schwyz Kultur
Medien
Radiobeitrag, 27.1.2023, SRF
Radiobeitrag, 30.1.2024, Radio Central
Fernsehbeitrag, 12.2.2024, RSI
Radiobeitrag, 18.2.2024, RTS
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Gestaltung & Programmierung: Muzōsa
Fotografie: Mike Flam (2)
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